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Heimat und Heimaten
Bildquelle: Blumenherz

Heimat und Heimaten

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden
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 „Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird.“ Dieser Spruch stammt von Christian Morgenstern, und ich habe ihn auf meinem Abreißkalender entdeckt. Heimat - was für ein Wort. Da steckt für mich so viel drin: Ich denke an meine Heimat im ursprünglichen Sinne: der Ort, aus dem ich komme: ein Dorf im Westerwald. Ich denke an den Leiter eines Wohnheims, in dem ich für drei Jahre war: Er hat immer gesagt: „Da wo es mir gut geht, da ist meine Heimat.“ Ich denke bei diesem Wort an die verschiedenen Filmreihen von Edgar Reitz. Der Regisseur erzählt in vielen Stunden die Geschichte von Menschen im Hunsrück. Vom Verlust und Gewinn von Heimat. Ich liebe diese Filme. Ich denke aber auch an meine neue Heimat, die gar nicht mehr so neu ist, seit über 20 Jahren lebe ich in Wiesbaden. Die Stadt hat für mich inzwischen ganz viel von dem, was ich Heimat nenne: meine eigene kleine Familie - meine Freunde – meine letzten 24 Jahre.

Heimat ist, wo es mir gut geht

Heimat – da denke ich aber auch an die katholische Kirche. Sie ist für mich geistige Heimat: Wieviele Menschen habe ich durch meinen Glauben kenngelernt, wieviele Kirchengebäude sind ein Teil von mir geworden, weil ich bestimmte Erfahrungen mit ihnen verbinde, von meiner Kindheit bis heute…

Eine neue Heimat finden

„Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird.“ Stimmt das – frage ich mich? Ich erinnere mich noch daran, wie es mir ging als ich 1997 nach Wiesbaden kam. Man hatte mir hier eine Seelsorgerstelle zugewiesen. Am Anfang dachte ich: Hier werde ich nie warm – alles war mir irgendwie fremd. Ich hatte vorher für ein paar Jahre im Rheingau gelebt und die Menschen und die Weingegend in mein Herz geschlossen. Wiesbaden dagegen war städtisch und nüchtern. Aber auch hier hab ich erlebt, wie das ist, eine neue Heimat finden. Ich hab im Laufe der Zeit viele Menschen kennen gelernt, bei denen ich das Gefühl hatte: Ja, hier bin ich gern. Hier will ich bleiben. Schließlich habe ich hier meine Frau kennengelernt, und unser Sohn ist hier zur Welt gekommen.

Menschen machen Heimat aus

„Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird.“ Der Spruch von Christian Morgenstern sagt mir: Es kommt auf die Leute an, wo du zuhause bist. Wenn ich Menschen gefunden habe, die mir Geborgenheit, Freundschaft, Verständnis, schöne gemeinsame Stunden geben, dann sind es diese Menschen, die mir eine neue Heimat geben.

Ich glaube, dass noch eine andere Heimat auf mich wartet

Darum glaube ich, dass ich verschiedene Heimaten habe: der Ort, aus dem ich kommen. Die Menschen, zu denen ich heute gehöre. Menschen und Orte, die ich zurücklassen musste, die aber ein Teil meiner Lebens-Geschichte sind. Und nicht zuletzt auch meine Religion und mein Glaube. Der sagt mir übrigens, dass noch eine ganz andere Heimat auf mich wartet. Ich nenne sie Himmel.

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