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Flagge zeigen - Bekennen, wozu man steht
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Flagge zeigen - Bekennen, wozu man steht

Bernd Spriestersbach
Ein Beitrag von Bernd Spriestersbach, Evangelischer Pfarrer i. R., Fulda
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Flagge zeigen. Bekennen, wofür man steht. Der ‚Tag der Arbeit‘ ist eine Möglichkeit dazu. Menschen engagieren sich gewerkschaftlich. Zeigen, wofür sie eintreten. Demonstrieren ihren Standpunkt.
In meiner Jugend waren wir am 1. Mai gefühlt jedes Jahr zur Mai-Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes, kurz DGB. Im Niesiger Wald bei Fulda.
Mein Vater war Gewerkschaftler. Klar, dass wir den 1. Mai eben auf der Waldlichtung bei Fulda verbringen.
Ich erinnere mich nicht an die Reden, die gehalten wurden. Habe mir die Forderungen der Gewerkschaft nicht gemerkt. Ich war 14. Das Gewerkschaftstreffen war für mich ein Ausflug. Ein Event. Wir trafen Bekannte mit ihren Kindern. Es gab Bratwurst und Cola. Wenn das Wetter noch passte, war das ein schöner 1. Mai. Auch ohne dass ich verstand, was oben auf der Bühne gesagt, gefordert und verhandelt wurde.
Gewusst habe ich allerdings: Die Arbeitnehmer sind die Gewerkschaft. Und mein Vater gehört dazu. Da engagiert er sich. Da schlägt sein Herz. Das sind seine Überzeugungen. Dafür arbeitet er. Dazu bekennt er sich.
Das soll und kann jeder wissen.

Sich zu etwas bekennen war lange Zeit nicht mehr angesagt. Die Gewerkschaften, die Parteien, die Kirchen – alle haben sie in den letzten Jahren Mitglieder verloren. Beklagen einen Mitgliederschwund. Das scheint sich zu ändern. Menschen treten wieder Parteien bei. Zeigen wofür sie politisch stehen wollen.
Wünschen würde ich das auch Gewerkschaften und anderen Organisationen.
Und als Pfarrer besonders natürlich den Kirchen: Dass Menschen zu ihrem Glauben stehen. Und zu ihrer Kirche. Dass sie das auch wieder zeigen.
Wenn man früher sonntags kurz vor Zehn mit dem Gesangbuch in der Hand durch‘s Dorf ging, war klar: Der oder die geht zum Gottesdienst. Das war ein Bekenntnis. Flagge zeigen. Sich engagieren.
Das braucht unsere Gesellschaft. Und unsere Kinder. Sie müssen wissen, wofür wir einstehen. Als Eltern. Als Großeltern. Das Bekenntnis zu unseren Idealen, Werten und zu unserem Glauben sind wir ihnen schuldig. Nicht nur am 1. Mai.

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