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Erfolgsgeheimnis
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Erfolgsgeheimnis

Carmen Jelinek
Ein Beitrag von Carmen Jelinek, Evangelische Dekanin, Kirchenkreis Kaufungen
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Erfolg ist eines der am meisten verwendeten Wörter — nicht nur in Deutschland. Erfolg ist in aller Munde, erfolgreich sein ein regelrechtes Zauberwort, denn darin steckt die Verheißung, die so viele Erfolgssuchende antreibt, irgendwann reich zu sein. Erfolg bedeutet Status, Status bedeutet Macht.

Andreas hatte das Zeug dazu, eines Tages erfolgreich zu sein. Er war ein junger, talentierter und ehrgeiziger Student. Er studierte Luft- und Raumfahrtechnik. Sowohl unter den Studenten als auch unter den Professoren war er für seinen Wissensdurst und seine Arbeitsenergie bekannt.

Tag und Nacht saß er über seinen Büchern. Er wollte unbedingt dranbleiben. Deshalb ignorierte er, dass andere auch ein Leben neben dem Studium hatten und gemeinsam viel unternahmen. Andreas nahm sich kaum Zeit zum Essen und Schlafen, geschweige denn für Vergnügungen.

An einem heißen Sommertag bekam Andreas während der Vorlesung einen Schwächeanfall.
Ein großer Schrecken ging durch den Hörsaal. Ein Krankenwagen brachte ihn ins Krankenhaus, damit er untersucht wurde. Aber Gott sei Dank, wurde nichts Schlimmeres festgestellt. Er selbst kam ins Nachdenken und fragte sich: „Was ist der Grund für meinen Zusammenbruch?“

Als er nachts in seinem Krankenbett lag und nicht schlafen konnte, knipste er das Licht an. Dabei fiel ihm ein Faltblatt von der Krankenhausseelsorge  in die Hände. Er begann darin zu lesen. Da stand etwas drin von Pausen, die das Leben manchmal einfordert. „Ganz meine Situation“, dachte er und las dann weiter von der Schöpfung Gottes in sieben Tagen und vor allem von der Ruhe am letzten Tag. Er fand es toll, dass Gott sich eine Pause gönnt. Das, was er geschaffen hat, braucht auch eine Pause. Ja mehr noch: Erst mit der Pause vollendet er sein Werk. Erst die Pause vollendet die Arbeit!

„Jetzt habe ich sie zwangsweise,“ dachte Andreas, „aber eigentlich gehört sie dazu!“ „Warum hat Gott das so eingerichtet?“ fragte er sich. Vielleicht um die getane Arbeit wertzuschätzen und zu genießen, statt schon wieder zur nächsten Tat zu schreiten! Vielleicht auch ganz einfach zum Ruhen und Gedanken sortieren. Vielleicht, um die Frage nach dem Sinn des Lebens zu stellen. Was ist wirklich wichtig, das was ich schaffe oder wie ich es betrachte?
Andreas ging ein Licht auf. Nicht nur Arbeit, sondern auch Pausen sind von Gott gegeben. Vielleicht geschieht ja gerade in den Pausen etwas, was ich nicht geplant habe.
Interessanterweise ist er erfolgreich geworden, obwohl er nicht mehr nur nach Erfolg gestrebt hat. Er nahm  sich immer wieder die Zeit , um nach dem Sinn von allem zu fragen.

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