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DLF-Gottesdienst aus Dillenburg, Herz Jesu

DLF-Gottesdienst aus Dillenburg, Herz Jesu

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt

Katholischer Gottesdienst im DLF am Sonntag, 1. September 2019 von 10.05 bis 11.00 Uhr aus der katholischen Pfarrkirche Herz Jesu in Dillenburg

Zelebrant und Prediger: Pfarrer Christian Fahl
Musikalische Leitung: Bezirkskantor Joachim Dreher
Chor: "Capella Cantare" aus Dillenburg
Orgel / E-Piano / Kantor / musikalische Leitung: Bezirkskantor Joachim Dreher
Kirchliche Leitung: Beate Hirt

Den Gottesdienst können Sie hier nachhören.

Predigt:
Hat Jesus das wirklich gemeint? Ist es wirklich seine Auffassung, dass wir uns klein machen, auf den letzten Platz setzen, demütig sein sollen? Und – ist das nicht vollkommen gegen unsere Kultur gerichtet, wo es doch so oft darum geht, die Nase vorn zu haben, der oder die Beste, der oder die Schnellste  zu sein - in der Schule, der Universität, im Berufsleben wie auch beim Kontostand, beim Auto- oder Wohnungskauf usw. usw.?

Schneller, besser, weiter, teurer, mobiler und flexibler…..Hauptsache Vorwärts, Hauptsache Wachstum – dann wird´s gut – das dachten wir lange. Doch: Das hat Folgen hinterlassen. Ökologischer Raubbau, Klimawandel, fehlende Zeit für Freunde oder für die Beziehung, Stress und Leistungsdruck belasten uns mehr und mehr. Nicht wenige fühlen sich im Berufsleben auch in höherer Position als eine bloße Nummer, die bei Versagen austauschbar ist.

Deshalb stellen gerade auch viele junge Menschen die althergebrachten Regeln auf allen Ebenen in Frage, in der Wirtschaft und in der Politik ebenso wie in unserer Kirche. Manche fragen: Wie geht es weiter? Wer ringt nach neuen Antworten?

Andere fordern schon eine neue Achtsamkeit, eine neues Innehalten, eine neue Demut ein. Viele begreifen: Es geht im Leben nicht nur um Karriere, sondern auch um Bewahrung der Schöpfung und Zeit für Familie und Freunde.

Gerade deshalb finde ich sie hochaktuell, diese Botschaft Jesu. Sie lädt ein zu heilsamer Zeit, zum Zuhören und zur Achtsamkeit, zu Empathie und Mitgefühl. Das hat Folgen: Wir können so beginnen, etwas bescheidener und langsamer zu leben, mit mehr Rücksicht auf andere, auf die Natur – und auf uns selbst… Wir könnten anderen Dingen und Menschen den Vortritt lassen – und damit letztlich selber besser leben. Was für ein Kulturwandel!                              

Heute am 1. September halten wir den Weltgebetstag zur Bewahrung der Schöpfung. Unser Blick richtet sich in diesem Jahr besonders nach Südamerika, nach Amazonien. Denn dort hat unser Lebensstil gravierende Folgen, die unser aller Leben bedrohen. Seit Jahrzehnten werden dort Wälder abgeholzt, wertvolle Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Auch der Lebensraum der indigenen Urbevölkerung schwindet mehr und mehr. Wer hört die Schreie der Armen und Entrechteten? Und wer bedenkt die ökologischen Folgen für unseren ganzen Planeten? Gerade die Ureinwohner Kolumbiens spüren noch die Verbundenheit mit der ganzen Schöpfung, spüren, dass wir alle zusammen gehören, dass das Schicksal meines Nächsten auch zu meinem Schicksal wird.

In einem Aufruf heißt es: „Wir sind Teil der Natur, weil wir Wasser, Luft, Erde und das Leben der von Gott geschaffenen Umwelt sind. Deshalb bitten wir darum, dass die Misshandlung und Ausrottung von Mutter Erde aufhört.“

Papst Franziskus und ein großer Teil der Weltkirche wollen diesem Weckruf folgen. Auf einer großen Versammlung von Bischöfen im Oktober sollen auf der sogenannten Amazonassynode neue Wege eingeschlagen werden. Es wird Protest nötig sein – entschieden und prophetisch, sagt Kardinal Hummes.

Wir alle sind aufgefordert, an einer neuen Kultur mitzuarbeiten. Nicht besserwisserisch von oben herab, sondern durch Lernen und Dienen, dialogisch und in der Hoffnung auf neue Perspektiven, Inspiration und Befreiung.

In Dillenburg haben wir beispielsweise beim Pfarrfest unser eigenes Besteck mitgebracht, um Plastikmüll zu vermeiden. Ich selber bemühe mich, dort, wo es möglich ist, auf das Auto zu verzichten und Bus und Bahn zu benutzen. Und im Weltladen verkaufen wir fair gehandelte Produkte, die durch gerechte Löhne und ökologischen Anbau die Würde von Mensch und Natur achten. Das jedoch kann nur ein Anfang sein, im Kleinen wir im Großen. Jesus traut uns viel mehr zu: Er will mit uns die Welt verändern, denn wer sich selbst verschenkt, der gewinnt. Jesus macht uns Hoffnung. Er will uns erneuern – uns selbst ganz persönlich wie auch die ganze Kirche. Amen.

Evangelium: 
aus dem Lukas-Evangelium (Lukas 14,1.7-14)

Jesus kam an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen. Da beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, erzählte er ihnen ein Gleichnis. Er sagte zu ihnen: Wenn du von jemandem zu einer Hochzeit eingeladen bist, nimm nicht den Ehrenplatz ein! Denn es könnte ein anderer von ihm eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. Vielmehr, wenn du eingeladen bist, geh hin und nimm den untersten Platz ein, damit dein Gastgeber zu dir kommt und sagt: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Dann sagte er zu dem Gastgeber: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich wieder ein und dir ist es vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.

Musik:

Eingangslied: GL 489,1-3, „Lasst uns loben, freudig loben“
Kyrie: aus der Missa super „Dixit Maria“ von Hans Leo Hassler
Gloria: GL 383,1+2, „Ich lobe meinen Gott“
Antwortpsalm: GL 77,1 (+ Verse aus dem Münchener Kantorale)
Ruf vor dem Evangelium: GL 175,3 (+ Vers aus dem Münchener Kantorale)
Kurzes Orgelspiel zur Predigt: J.L. Krebs, 3. Satz (Vivace) aus der Sonatina Quarta
Credo: GL 355,1+4+5
Lied zur Gabenbereitung: GL 727,1+2 (Limburger Chorbuch)
Sanctus: GL 731, „Heilig, der da war” (Satz: Joachim Dreher)
Hochgebet: zweimaliger Ruf aus GL 467 ("Auf Erden hier unten...")
Agnus Dei: aus der Missa super „Dixit Maria“ von Hans Leo Hassler
Musik zur Kommunion: J. S. Bach, 2. Satz (Largo) aus der Triosonate c-Moll BWV 526
Danklied: GL 468,1-3, „Gott gab uns Atem“
Gesang zum Schluss: John Rutter: „God be in my head“
Orgelnachspiel: A. Vivaldi, 1. Satz aus dem Concerto a-Moll (Bearbeitung für Orgel: J.S. Bach BWV 593)

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