Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Die Geschichte vom gerechten Wert
Bild: Tumisu/Pixabay

Die Geschichte vom gerechten Wert

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
Beitrag anhören:

Erst mal ist es eine ärgerliche Geschichte. Sie handelt vom Arbeiten am Tag der Arbeit. Jesus hat sie erzählt. Damals gab es noch Tagelöhner. Und reiche Besitzer von Weinbergen. So ein Besitzer braucht Arbeiter. Also geht er früh am Morgen los, dahin, wo Menschen stehen, die Arbeit suchen. Kurz verhandelt er mit ihnen, dann sind sie sich einig. Für einen Tag Arbeit gibt es einen Silbergroschen, so viel braucht man zum Leben. Aber es sind noch zu wenige Arbeiter. Ein paar Stunden später geht der Besitzer wieder los; wieder wird man sich einig über den Lohn: einen Silbergroschen. Sogar eine Stunde vor Sonnenuntergang findet der Besitzer noch Arbeiter und verspricht ihnen: ein Silberstück. Der Besitzer meint es gut. Alle Arbeiter sind mit allem einverstanden. Bis die Lohnzahlung kommt.

Gleicher Lohn für ungleiche Arbeit

Mit ihr kommt der Ärger. Die einen haben zwölf Stunden gearbeitet, ein paar sechs oder nur eine Stunde. Alle bekommen aber den gleichen Lohn, wie verabredet: ein Silberstück. Das klingt ungerecht und gibt Ärger. Etliche murren und fragen: Wieso kriegen alle den gleichen Lohn, obwohl wir unterschiedlich lange gearbeitet haben? Der Besitzer bleibt hart: Weil Ihr alle einverstanden wart, als ich Euch eingestellt habe. Das ist ärgerlich.

Jesus geht es in der Geschichte nicht ums Geld, sondern um Wert     

Nur - es geht Jesus gar nicht um Geld. Es geht ihm um Wert. Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (NT, Matthäus 20,1-16) handelt nicht vom gerechten Lohn, sondern vom gerechten Wert. Der ist gleich. Bei allen Menschen. Bei Kranken und Gesunden, bei denen mit Arbeit und bei denen ohne Arbeit.

Jeder Mensch hat den gleichen Wert

Jeder Mensch hat seinen Wert. Den haben wir nicht selbst gemacht. Den gibt Gott. Deswegen ist der Wert eines Menschen nie verhandelbar. Ganz gleich, was ein Mensch getan oder gelassen hat. Wir müssen das sozusagen in Großbuchstaben denken: JEDER MENSCH HAT DEN GLEICHEN WERT. In Gottes Augen ist das so. Er vergleicht nicht. Ob uns das gefällt oder nicht. Ich wünschte, ich könnte so leben, jeden Tag. Ich wünschte, Gottes Augen ruhten auf mir und sagten mir immer rechtzeitig: JEDER MENSCH HAT DEN GLEICHEN WERT. Dann sehe jeden Menschen mit seinen Augen: als sehr wertvoll.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren