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Auf was wartest du?
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Auf was wartest du?

André Lemmer
Ein Beitrag von André Lemmer, Katholischer Pfarrer in der Pfarrei Sankt Elisabeth in Kassel
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Es gibt ja so extrem unterschiedliche Gefühle beim Warten. Warte ich auf ein Paket oder auf einen besonderen Gast bei einer Feier, dann ist es vielleicht Vorfreude. Wenn ich allerdings im Wartezimmer beim Arzt sitze, sind da ganz andere Gefühle. Langeweile, Angst, Hoffnung – Warten kann viele Gesichter haben.

Deshalb ist Warten gefährlich. Mir geht das ganz oft bei Paketen so: Da zeigt mir mein Smartphone an, dass das Paket bald da ist und dann mache ich nichts anderes als Warten. Ich laufe in meiner Wohnung herum, schaue auf das Telefon oder aus dem Fenster. Beim Arzt lese ich Zeitschriften, die ich sonst nie lesen würde – Warten ist so oft einfach nur Unruhe und Warten ist passiv.

Jetzt im Advent warten viele Kinder auf Weihnachten – die Geschenke und so. Andere Menschen bereiten sich sehr auf das Fest der Geburt Jesu vor. Advent, das bedeutet übersetzt Ankunft. Und bevor jemand ankommt, muss man eben warten. Dieses adventliche Warten überrascht keinen mehr so richtig.
Denn wie es schon im Weihnachtslied heißt: "Alle Jahre wieder kommt das Christuskind."

Alle Jahre wieder. Irgendwie haben wir uns an diese Art von Warten gewöhnt. Schön finde ich an diesem adventlichen Warten, dass es nicht passiv ist. Ich bleibe nicht zu Hause, lege die Hände in den Schoß und denke: Soll es mal kommen, das Christuskind. Mein Leben geht weiter. Vielleicht ist genau das aber die richtige Art zu warten. Denn alles das, was mich beim Warten beschäftigt, kann ich in das legen, was ich tue. Ich muss nicht beim Warten auf das Paket aus dem Fenster starren. Ich muss auch nicht unbedingt in der Wohnung hin und her laufen. Vielleicht nehme ich die Vorfreude auf das Paket und rufe mit diesem Gefühl jemanden an. Im Wartezimmer des Arztes denke ich vielleicht an die Menschen in meinem Umfeld, die gerade auch krank sind und schreibe ihnen eine kurze aufbauende Nachricht.

So wird mein Warten aktiv und sinnvoll und ich kann andere Menschen beschenken. Schon jetzt, vor Weihnachten. Jetzt, nicht erst, wenn das ankommt, auf das ich warte. Und dieses Warten ist alles nur nicht langweilig, sondern irgendwie erfüllend.

 

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