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April! April!
Bildquelle: Annalise Bastista/Pixabay

April! April!

Norbert Mecke
Ein Beitrag von Norbert Mecke, Dekan, Evangelischer Kirchenkreis Melsungen
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„Erzähle nie die Wahrheit, solange Dir etwas Interessanteres einfällt.“ Ist das wirklich ein Zitat aus den Leitlinien der Bildzeitung? Oder hat sich da einer einen Aprilscherz erlaubt?

Die Mutter aller Aprilscherze stammt wohl aus dem Jahr 1564. Der französische König Karl IX. hatte eine Kalenderreform durchgeführt. Bisher hatte das Jahr am 1.April angefangen. Nun war der Jahresanfang vom 1. April auf den 1. Januar verlegt. Bis dahin hatte es immer am 1. April ein großes Neujahrs-Festessen am Hofe gegeben. Das war ja nun schon zu Januarbeginn verspachtelt. Scherzbolde machten sich aber den Jux, „gefakte“ Einladungen zum 1. April zu verschicken. Und so stand eine herausgeputzte Gästeschar hungrig vor dem verdutzten König: allesamt in den April geschickt.

Ich weiß nicht, ob die Betroffenen damals herzhaft lachen konnten. Ich mag diesen Tag und seinen Humor.

Manchmal staune ich, was man so alles glaubt, wenn es einem nur richtig verkauft wird: Fliegende Pinguine auf King George Island, der Nackteisbohrer als neu entdeckte Maulwurfart in der Arktis oder Hühner, die im Laufe der Zeit Eier in der Farbe legen, in der ihr Stall gestrichen ist.

Und während man noch mit dem Kopf schüttelt, bindet einem jemand, ohne dass man es merkt, selbst einen Bären auf. Beim „aufgebundenen Bären“ darf man nicht an so einen kleinen „Wuschel“ aus der Abteilung „Zoonachwuchs“ denken. Die Redensart kommt vom althochdeutschen Wort „Bar“. Das bedeutete „Last“. Also: Am 1. April konnte man schon mal zu Lasten eines anderen eine Lüge als Wahrheit verkaufen.

Bedenklich ist allerdings, dass für Viele ständig 1. April zu sein scheint und „Fake-News“ ganzjährig Konjunktur haben. „Erzähle nie die Wahrheit, solange Dir etwas Interessanteres einfällt.“ Das stammt natürlich nicht aus Leitlinien der Bild-Zeitung.

Es gilt aber hoffentlich auch nicht für unsere Gespräche, die ja manchmal mit „Haste schon gehört…?“ anfangen. Je Dolleres erzählt wird, desto mehr Aufmerksamkeit.

Und wenn es sich dann als falsch oder übertrieben rausstellt? Nach dem 1. April stellen Zeitungen ihre Falschmeldungen richtig. Davon kann man lernen: Wenn sich etwas als falsch rausstellt, den Mut zuhaben zu sagen: „April, April! Ich Dussel bin falschen Infos aufgesessen!“ – und sich dann auch bei dem entschuldigen, dem ich mit meinem Geschwätz geschadet habe.

Eine falsche Nachricht gehört aufgeklärt: nicht nur am 1. April.   

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