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40 Jahre Satiremagazin Titanic
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40 Jahre Satiremagazin Titanic

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Moderator/in: Das Satire-Magazin „Titanic“ wird diesen Herbst 40 Jahre alt. Und morgen eröffnet passend dazu im Frankfurter Caricatura-Museum eine Ausstellung mit den besten Magazin-Titeln aus 40 Jahren. Darunter natürlich auch die berühmte „Zonen-Gaby“, die in der Wendezeit stolz verkündet „Meine erste Banane“, aber eine Gurke in der Hand hält. Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche, Du bist Pfarrer, aber auch Kabarettist: Wozu braucht es eigentlich Satire wie im Magazin „Titanic“?

Es gibt ja das berühmte Zitat von Tucholsky: „Was darf die Satire?“ Antwort: „Alles!“ Weil Satire vor allem ein Zeichen von Freiheit ist: Wenn ich mich über Missstände lustig machen darf, dann zeigt das, dass ich in einer freien Gesellschaft lebe. Echte Satire legt den Finger in die Wunden und weist auf Schwächen hin.

Trotzdem gilt: Satire darf zwar über alles herziehen, aber wenn durch Humor Menschen verletzt oder gedemütigt werden, dann ist das für mich keine Satire. Ich sag immer: Satire ist wie Akkupunktur. Wenn es piekst, ist es gesund, aber wenn die Nadel auf der anderen Seite der Hand wieder rauskommt, ist es blöd.           

Nun ist die Kirche ja nicht gerade als ein Hort der Satire bekannt, oder?

Ja, leider. Dabei hat Martin Luther mal gesagt: „Wo Glauben ist, da ist auch Lachen.“ Er hat sogar gesagt: „Wer immer und überall lachen kann, der ist ein wahrer Doktor der Theologie.“ Weil Lachen eben was mit innerer und äußerer Freiheit zu tun hat. Und Luther war überzeugt: Wenn ein Mensch glauben kann, dass Gott ihn liebt, dann wird er so selbstbewusst und befreit durchs Leben gehen, dass er eigentlich ständig lacht.

Insofern gehört heitere Selbstkritik natürlich auch in die Kirche. Schön, dass uns die Titanic da seit 40 Jahren dran erinnert.  

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