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Europa ohne EU kann ich mir nicht vorstellen
Medienhaus EKHN/Karsten Fink / GettyImages/Elen11
Hintergründe

Europa ohne EU kann ich mir nicht vorstellen

Am 26. Mai 2019 findet die Wahl des Europäischen Parlaments statt. Was verbinden junge Menschen mit Europa? Wir haben unseren YOU FM-Autor Matthias Alexander Schmidt gefragt. Er ist katholischer Theologe und Journalist, hat an vielen Orten in Deutschland, aber auch in Brüssel, Spanien, Italien und Schweden gelebt. Die Freiheiten, die die EU ermöglicht, sind für ihn "das Normalste der Welt".  

Die EU ist für mich selbstverständlich. Ein Europa ohne sie kenne ich gar nicht. Ich denke nicht darüber nach, wie mein Leben ohne sie aussähe. Die Freiheiten, die sich mir als EU-Bürger bieten, sind für mich das Normalste der Welt.

Reisen ohne Passkontrolle, in vielen Ländern mit derselben Währung zahlen. Stetig kommen Vorteile dazu. Richtig gefreut habe ich mich über die Abschaffung der Roaming-Gebühren, also der Zusatzkosten fürs mobile Telefonieren und Internet. Auch das gehört inzwischen unhinterfragt zum Alltag.

Mit Russen Französisch und Flämisch gelernt
Ich bin 33. In meiner Generation ist es normal, viel ins Ausland zu reisen. Direkt nach dem Abi habe ich ein Jahr in Brüssel verbracht. Nicht bei „der EU“ und ihren Institutionen, sondern als freiwilliger Mitarbeiter in einem Sozialzentrum.

Ich habe Lebensmittelpakete für Arbeitslose und alleinerziehende Mütter gepackt, zusammen mit zwei eingewanderten Russen. Von ihnen habe ich das erste bisschen Französisch und Flämisch gelernt. Mit sozial benachteiligten Kindern aus aller Welt habe ich Hausaufgaben gemacht.

Brüssel ist ein Schmelztiegel. Die Klienten des Sozialzentrums und ihre Kinder stammten aus Europa, noch mehr aber aus Afrika, Lateinamerika, vom Balkan, auch aus Staaten, deren Aussicht auf eine EU-Mitgliedschaft noch heute in weiter Ferne liegt.

Was wäre die Alternative?
Im Studium lebte ich in Spanien, Italien und Schweden. Seit einigen Jahren pilgere ich etappenweise zu Fuß von England Richtung Rom.

Vielfalt, Freiheit, Sicherheit und ein kulturübergreifendes Verständnis füreinander. Begriffe, die leicht wie floskelhafte Worthülsen klingen. Sie sind in der EU bei weitem nicht verwirklicht, oft fühlt es sich sogar nach dem Gegenteil an. Ich stoße auch auf Fremdheit und Ablehnung. Aber was wäre die Alternative?

Natürlich gehe ich wählen
Ich denke nicht über die EU nach, habe ich geschrieben. Das trifft wohl auf viele in meiner Generation zu. Ein älterer Kollege fragte mich jüngst: Das heißt, Ihr geht gar nicht wählen? Doch, sagte ich, ich gehe wählen – natürlich! Das ist für mich so selbstverständlich wie die EU.

Unsere YOU FM-Autorin Vanessa Verena Wahlig macht sich ebenfalls Gedanken darüber, was "Europäisch sein" für sie bedeutet. Ihre Wünsche für Europa und ihre Botschaft an ihre Generation lesen Sie hier.

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